Sonntag, 24. November 2013

Lesung im Literaturhaus

Am 18.11. machte die Wanderlesung mit dem Mann ohne Eigenschaften Station im Kölner Literaturhaus. Willkommen geheißen von der Leiterin Bettina Fischer gab es in den Kapiteln 74 bis 78, die ich zu Gehör gebracht habe, auffallend viele Hinweise und Bemerkungen, die sich auf die Literatur und das Schreiben bezogen, Platon, Goethe, Shakespeare und Dostojewski wurden genannt und Sektionschef Tuzzi konnte partout nicht herausfinden, wieso ein Mann wie Arnheim, der es nun wirklich nicht nötig hat, so viel schreibt....Wir waren also am richtigen Ort für diese Etappe.




Donnerstag, 31. Oktober 2013

Lesung bei Frau Zabelberg am 28.10.2013

Am Montag, dem 28. Oktober fand die aller Wahrscheinlichkeit nach letzte Lesung meiner Musil-Wanderung in privaten Räumlichkeiten statt (die nächsten sind im Literaturhaus und in der Proustbibliothek von Dr. Speck), nämlich bei Frau Zabelberg in einem sehr angenehmen großen Wohnraum, auf Sesseln, Sofas und Stühlen mit sehr gutem Wein und Brezen.
In den Kapiteln 71 bis 73 ging es vordergründig um die Parallelaktion und einen Besuch von Ulrich im Hause Fischel und seiner früheren "Liebelei" Gerda. Aber das eigentliche Thema hieß: Geist. Der Schöngeist, der wissenschaftliche Geist -  und der diabolische Untergrund des wissenschaftlichen Denkens - der Zeitgeist in Form von freideutschen Jungsektierern, die, wie man im Nachhinein sehen musste, den Boden für die Nationalsozialisten mitbereitet haben.
Höchst anregende und geistreich ironische Überlegungen wurden uns da von Musil vorgelegt. Wieder Mal literarischer Genuss auf höchstem Niveau.
 Neben diesem sehr netten realen Hund gab es auch auf der literarischen Ebene eine Bemerkung, in der der Hund als unmöglicher Allgemeinbegriff auftauchte. Überhaupt frage ich mich, ob nicht mal ein Literaturwissenschaftler einen Aufsatz über die Hunde im Mann ohne Eigenschaften geschrieben hat. Würde sich lohnen....

Samstag, 19. Oktober 2013

Lesung im Marienhospital

Am 9. Oktober hat die Wanderlesung Station gemacht im Marienhospital am Kunibertkloster.
In den dort zu Gehör gebrachten Kapiteln hat sich Musil in seiner unnachahmlich genauen, ironischen und doch ernsthaft neugierigen Weise dem menschlichen Körper, den Spielarten von Berührungen, von Liebe und Mißbrauch gewidmet. Das ist in seiner Gesamtheit so großartig, dass es nicht in Kurzform wiedergegeben werden kann: Nur ein Detail: Musil weist darauf hin, dass wir so wenige angemessene Körpervorbilder haben, uns deswegen so oft fremd in unsserem Körper fühlen und in unserer Not auf den Sportler und eine "moralische Naturheilphilosophie" zurückgreifen.
Geschrieben in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts......

in der Rotunde des Marienhospitals mit Gastgeber

Donnerstag, 3. Oktober 2013

Lesung im Living Theatre am 23.9

Das Living Theatre in Köln ist ein etwas versteckt gelegener Ort in der Südstadt, nahe dem Alten Pfandhaus, das seinen Namen der legendären Theatergruppe verdankt, zu deren heutigen Mitgliedern auch Maria Nora gehört, die den Raum verantwortet, bespielt und eben auch manchmal vermietet.

Mit kleinem aber feinem Publikum habe ich den zweiten Teil des zentralen 62sten Kapitels gelesen und mich dann gemeinsam mit den Zuhörern bis zu Kapitel 66 bewegt. Nach den Erörterungen zum Essayismus als Lebenshaltung stand dabei das Personal der Parallelaktion wieder im Vordergrund. Und natürlich Bonadea, die ihren Geliebten, Ulrich, wiedergewinnen will.


Samstag, 14. September 2013

Lesung im Café Libresso: Essayismus und Wandern

Die Sommerpause, in der ich übrigens ein paar schöne Tage im August des Jahres 2013 in Wien verbringen durfte, ging am Sonntag, 8. September mit der Lesung im Café Libresso zu Ende.
Wir sind gerade im Zentrum des ersten Buchs des Romans angelangt: Im Kapitel 62 stellt Musil seine Lebenshaltung des Essayismus vor. Das Kapitel 62 ist genau in der Mitte des Romans, der 123 Kapitel hat. Das ist bei einem Autor wie Musil natürlich kein Zufall!


Im Sommer gab es in der Süddeutschen Zeitung eine kleine Reihe mit Glossen zu Musils "Mann ohne Eigenschaften", geschrieben von der Literaturwissenschaftlerin Inka Müller-Bach. In einem der Artikel weist sie auf die große Bedeutung hin, die das "Wandern" für Musils Roman besitzt. "Musils Protagonist ist ein Nachfolger der Wanderer, Irrfahrer und Labyrinthgänger der epischen Tradition". Musil in einer Wanderlesung zu Gehör zu bringen, ist dem Roman also auch inhaltlich sehr angemessen!

Freitag, 19. Juli 2013

Lesung am 16. Juli

Am 16. Juli fand in der Lengfeld´schen Buchhandlung, sozusagen dem Basislager der Wanderlesung,  die letzte Lesung vor der Sommerpause statt, die die bestbesuchte Veranstaltung des ersten Halbjahres war. Trotz sommerlicher Hitze draußen und tropischen Verhältnissen innen war die Buchhandlung voll!

Weiter geht es am 8. September im Café Libresso!

Bis dahin wünsche ich allen Mitwanderern eine guten sommer mit viel anregender Lektüre!

Mittwoch, 10. Juli 2013

Lesung am 8.7. , Neuigkeiten und Gedanken

Am 8. Juli war die Wanderlesung zu Gast im Antiquariat Unverzagt, einem Ort, den ich seit meinen Studientagen kenne und dem ich auch dadurch eng verbunden bin, dass ich im Unverzagt Verlag meine beiden bislang erschienenen Buchveröffentlichungen herausgegeben habe. (www.unverzagt.com)
Siegfried Unverzagt hatte es geschafft, seinen sonst von Büchern geradezu überquellenden Laden  freizuräumen, so dass das Publikum gut und bequem sitzen und hören konnte.



In der FAZ war am 6. Juli eine Rezension eines "Hörspiels" zum "Mann ohne Eigenschaften", das 2004 im Bayrischen Rundfunk produziert wurde und nun als CD vorliegt. 1160 Minuten Musil und eingeflochtene Kommentare, Interviews, Essays usw. Unter anderem mit einem Text von Elfriede Jelinek: "Mossbrugger will nichts von sich wissen". Der Text ist im Internet zu finden unter http://www.a-e-m-gmbh.com/wessely/fmoosbr.htm.
Der Rezensent kann sich des Reizes dieses "Remix" nicht entziehen, schließt aber dann doch mit dem Satz: "So mag trotz aller Verdienste der Höredition auch noch im digitalen Zeitalter für kein anderes Buch so sehr gelten: Lesen ist unersetzlich. Frei nach Ulrich: So zu lesen, wie man lebt."
Im diesem Sinne machen wir weiter mit der Wanderlesung!

Sonntag, 23. Juni 2013

Lesung am 20.6. und philosophische Ausflüge

 Die Lesung am 20. Juni bei dem Kölner Literaturverein "rhein wörtlich e.V." in den Räumlichkeiten von Bettina Hesse hat einen wunderbaren Einblick in die Seele (und Wesen) von Paul Arnheim und in unser aller Seelen geboten, neben den Schilderungen der ersten Sitzung der Parallelaktion inklusive einem Ausritt mit den beiden Pferden von Graf Leinsdorf, Hans und Pepi.

Nach der Lesung wurde in der Runde unter anderem darüber gesprochen, ob es heute, also hundert Jahre später noch den Typus von Arnheim im öffentlichen globalen Leben gibt. Mich erinnert er an Nicolas Berggruen, dessen öffentliche Persona einige Merkmale aufweist, die auch Arnheim besitzt.


                                          Gastgeberin und Vorleser

Als gelernter Philosoph bin ich an den philosophischen Implikationen des Romans besonders interessiert und habe deshalb mit Spannung einen Artikel gelesen, in dem der Einfluss von Musils "Mann ohne Eigenschaften" auf den Philosophen und Phänomenologen Bernhard Waldenfels behandelt wird:
Wolfgang Müller-Funk: Kursorische Lektüren: B. Waldenfels. Im Reisegepäck: Musils Der Mann ohne Eigenschaften, in: ders.: Die Dichter der Philosophen, Fink Verlag, München 2013

Obwohl, wie in einem relativ kurzen Artikel nicht anders zu erwarten, Dichter und Philosoph zu kurz kommen, war die Lektüre für mich sehr interessant. Inwiefern der Autor dem Philosophen, also Waldenfels nicht gerecht wird, kann ich nicht wirklich beurteilen, aber es ist sehr spannend zu sehen, was mit Musil und dem MoE geschieht.
Es erscheint keineswegs unangebracht, den Roman, so wie Müller-Funk es macht, auf die spezifischen Fremdheitserfahrungen der Moderne hin zu bürsten, aber die Reduktion auf starke Thesen ruft in mir sofort das Gefühl hervor, dem Roman werde unrecht getan, weil er sich gerade nicht zu solchen philosophischen Thesen destillieren lässt. Das ist natürlich ziemlich banal, aber ich denke, man muss sich klar machen, dass nur dieses Vorgehen erlaubt, später zu den vier kulturellen Strategien zu gelangen, von denen am Ende des Artikels die Rede ist.

Mit diesen Strategien wird in der Moderne laut Waldenfels versucht, dem drohenden "Ordnungsschwund" zu begegnen. Diese Strategien hier genauer vorzustellen, führt zu weit, sie sollen aber helfen, das "eigene Fremde" zu bewältigen oder "besser: es symbolisch zu bearbeiten". (Fremdheit ist einer der zentralen Themen im Werk von Waldenfels.)

Diese Strategien passen in den philosophischen Diskurs, aber sie gehen, wie ich finde, an einigen zentralen Aspekten des Romans und Musils Denken achtlos vorbei. Musils Versuche, mit der Moderne und seinen Verwerfungen in und um den Menschen umzugehen, sind mit den vier Strategien nämlich längst nicht ausgeschöpft. Einmal ist das Schreiben des Romans selbst ein Versuch, die Zersplitterung der Welt (und die damit einhergehende Fremdheit in ihr) aufzufangen und umzuformen. Ein gescheiterter Versuch, aber was heißt das schon im literarischen Umfeld? Außerdem kommt Musil sehr oft an Stellen, wo es um diese Fremdheit geht, auf die Liebe zu sprechen. In Kapitel 40 z.B. schreibt er, nachdem er sozusagen das Wesen des Geistes in der Moderne seziert hat und erkannt hat, wie dieser Geist Ulrich daran hindert, wirklich ins Leben einzusteigen: "Und Ulrich wußte selbst nicht warum, aber er wurde mit einemmal traurig und dachte: “Ich liebe mich einfach selbst nicht“. In dem erfrorenen, versteinten Körper der Stadt fühlte er ganz zu innerst sein Herz schlagen."
Das sind Sätze, die man philosophisch nicht schreiben kann, die aber Zusammenhänge andeuten, die im Zentrum des ganzen Romans stehen. Ähnlich übrigens im Kapitel 45, wo er sich die Seele vornimmt und wieder die Liebe anbringt als einzige Situation, in der die Leere, die wir mit uns herumtragen, sich füllt.

Und davon abgesehen ist für den Roman die Idee des anderen Zustandes, eines inneren Zustandes, der die Abgetrenntheit und Fremdheit in einer Art Satori-Erlebnis aufhebt, entscheidend. Auch dem kann man sich nur sehr schwer philosophisch nähern, deshalb versucht Musil es auch literarisch, gipfelnd in dem Kapitel "Atemzüge eine Sommertages", in dem er den mehrmals angesetzten Versuch unternimmt, ein solches Erlebnis in Worte zu fassen. Wieder scheiternd, wieder gerade deshalb Weltliteratur schreibend.

Freitag, 7. Juni 2013

Lesung bei HBW merchandise in Köln Deutz

Am 6. Juni fand die Wanderlesung von Kapitel 40 bis 42 des "Mann ohne Eigenschaften" in den Räumlichkeiten von HBW merchandise und Jochen Bebendorf statt. Die Zuhörerschaft bestand aus einem großen Teil des "harten Kerns" von Mitwanderern und ein paar neuen Gästen, die gemeinsam genossen zuzuhören, wie Ulrich verhaftet wurde, wie Rachel, die junge Kammerzofe in einer moralisch-erotischen Beziehung zu ihrer "Herrin" Diotima steht und wie die erste Sitzung der Parallelaktion beginnt.

Hier ein paar photografische Eindrücke der Lesung. Nachhören kann man sie wie immer auf soundcloud.com.






Montag, 3. Juni 2013

Interview in Mosaik

Am Montag, dem 3. Juni gab es in der WDR 3-Sendung Mosaik ein Interview mit mir zu der Musil-Wanderlesung. Für die Mitwandernden sind darin keine großen Neuigkeiten zu erfahren, aber vielleicht gibt es ja Interesse, das Gespräch zu hören. Das ist der link:
http://www.wdr3.de/literatur/ralfpeters108.html

Montag, 27. Mai 2013

Lesung am 24. Mai

Vielleicht war die Lesung am 24. Mai im Haus des Kölner Architekten Fidelis Weinert die textlich bislang anspruchsvollste. Die Kapitel 36 bis 40 (erster Teil), die ich vorgetragen habe, haben es in sich und es gibt darin relativ wenig Phasen zum Entspannen und Ausruhen. Die Aufmerksamkeit wird fast durchgehend aufgefordert, wach zu bleiben. Dabei ist es grandios, wie Musil das Klavierspiel von Walter und Clarisse seziert und den Geist Clarissens in Worte zu fassen versteht. Oder wie  faszinierend ist es, Ulrich dabei zu begleiten, wie er versucht, sich selbst zu verstehen. Nachlesen lohnt sich also.

Der Abend klang bei gutem Weißwein in der Küche aus. Für den kleinen verwunschenen Garten war es leider zu kalt.

noch lacht der Vortragende....

Sonntag, 19. Mai 2013

Lesung am 17. Mai im Atelier Geitel/Dürrenfeld

Sah Christian Mossbrugger vielleicht so aus?


Dieses Foto hat die Künstlerin Ulrike Geitel in Österreich in einem alten Medizinbuch gefunden. Das könnte er doch sein, oder??
Im Atelier von Ulrike Geitel und ihrem Partner Ulrich Dürrenfeld fand am 17. Mai eine Lesung des Mannes ohne Eigenschaften statt. Diesmal ging es direkt um zwei Geliebte von Ulrich, Bonadea und "die Frau des Majors", um einen Esel, einen Bankdirektor und zu Beginn eben um Moosbrugger.


Freitag, 3. Mai 2013

Lesung im Kunstraum Dorissa Lem am 28.4.2013

Am Sonntag, dem 28. April hat die Musilwanderlesung Etappe gemacht bei der Künstlerin Dorissa Lem. Eingerahmt von ihren beeindruckenden Holzskulpturen habe ich die Kapitel 24 bis 29 vorgetragen, in denen das Personal der Parallelaktion Diotima, Graf Leinsdorf und Paul Arnheim noch einmal vorgestellt wurde, die Schwierigkeit, Denken schriftstellerisch zu erfassen, erörtert wird und Bonadea unangemeldet bei Ulrich auftaucht und ihn, ohne es zu wollen, zum Nachdenken bringt.

Dienstag, 23. April 2013

Ulrich auf Pro 7?

In der Wochenendausgabe des Kölner Stadtanzeigers vom 20./21. April gab es unter der Überschrift "Der Mann ohne Eigenschaften" einen Artikel zu lesen, in dem ein Showmaster (gibt es das Wort noch?) vorgestellt wird. Er nennt sich Elton und geistert offenbar schon länger durch die Fernsehwelt. "Elton ist nicht so populär, weil ihn irgendetwas kennzeichnet; sein Alleinstellungsmerkmal ist dessen vollständiges Fehlen". Das ist ganz sicher kein Satz von Musil, dem eine solche grammatikalische Konstruktion nicht unterlaufen wäre, aber es ist trotzdem interessant, dass "die Ereignislosigkeit (..) zur Essenz privaten Entertainments" wird, wie der Autor mit Hinweis auf Eltons neue Samstagsabendshow meint.
Wäre Ulrich heute bei Pro Sieben? Natürlich wäre er dafür viel zu intelligent, aber die Tendenz, nichts mehr wirklich ernst nehmen zu können, scheint Elton und Ulrich zu einen. Doch es bleibt der entscheidende Unterschied, dass Ulrich sich der Problematik, die damit verbunden ist, bewusst ist und sein Leben der Frage widmet, wie er trotz der Umstände, die ihn in die Eigenschaftslosigkeit gebracht haben, Mensch werden kann - statt Showmaster bei Pro Sieben.

Freitag, 19. April 2013

Lesung in der Mediationspraxis von Susanne Fest am 15.4.

Am 15. April fand in den schönen Räumen der Mediationspraxis von Susanne Fest eine weitere Etappe der Musilwanderlesung statt.
Die Lesung war Teil einer neuen Veranstaltungsreihe mit dem Titel "Kulturdialog" und kombiniert mit einer kleinen Ausswtellung mit Werken zweier junger Künstler, Amélie Fouchs und Tom Klaver.
Ich habe die Kapitel 20-23, die den Anfang des zweiten Romanteils bilden, vorgelesen. Darin finden sich einige wunderbare Personenschilderungen, u.a. von Graf Leinsdorf, dem "Erfinder" der Parallelaktion und von Diotima, der hochgeistigen Schönheit, die es immerhin schafft, Ulrich zu irritieren.
Die Lesung ist bis auf weiteres auf soundcloud zu hören.

© Mediation Fest

© Mediation Fest

Der 15. April ist übrigens der Todestag von Robert Musil, der 1942 im Alter von nur 61 Jahren starb. Er selbst war davon ausgegangen, bis zum 80. Lebensjahr weiter schreiben zu können. Sein Todestag fiel außerdem mit seinem 31. Hochzeitstag zusammen. 

Mittwoch, 27. März 2013

Lesung im Café Central am 24.März

Am 24. März war die Wanderlesung zu Gast im Café Central an der Lindenstraße, das von meinem Namensvetter Dr. Werner Peters geleitet wird. Wie angekündigt habe ich noch einmal die Kapitel 17-19 vorgetragen. Den Mitschnitt kann man auf soundcloud.com nachhören.

Es ist interessant, wie oft einem der Name Musil oder "Der Mann ohne Eigenschaften" direkt und indirekt begegnen, wenn man darauf achtet. In meiner Kreuz und Quer-Lektüre der vergangenen Woche ist er mir gleich dreimal erschienen:
Im Kriminalroman von Heinrich Steinfest mit dem Titel "Mariaschwarz" kommt er an einer Stelle vor: "Inzest, das ist Musil", hinweisend auf die Geschichte zwischen Ulrich und seiner Schwester Agathe. Ob wir bis Ende des Jahres bis dahin uns vorgelesen haben, ist fraglich....
Der österreichische Schauspieler und Regisseur Otto Schenk hat ein Buch mit dem schönen Titel "Warum mir so fad ist" geschrieben, eine Art autobiographisches Album (ehrlich gesagt nicht besonders an- und aufregend). Darin nennt Schenk den "Mann ohne Eigenschaften" als Beispiel für ein nicht vollendetes Meisterwerk. "Dabei bin ich absolut gegenteiliger Meinung von Leuten, die behaupten, man kann ihn nicht lesen. Es ist ein amüsantes, brillant und kurzweilig geschriebenes Werk..." Da kann ich ihm nur zustimmen!
In einem Artikel im Kölner Stadt-Anzeiger wurde der Name eines Wohnhauses genannt, das O.M. Ungers für sich und seine Familie in Müngersdorf gebaut hat: Das Haus ohne Eigenschaften. Wäre auch ein schöner Ort für eine Musillesung....

Mittwoch, 20. März 2013

Lesung in Dormagen

Am Donnerstag, 14. März machte die Musil-Wanderung Etappe in der schönen Buchhandlung "Seitenweise" von Stephan Thönessen in Dormagen. Leider war das für die meisten Kölner Mitwanderer wohl doch zu weit und das Wetter für weite Wanderungen zu schlecht. So fand die Lesung vor relativ kleinem Publikum statt.
Deshalb habe ich mich entschieden, bei der nächsten Lesung am 24.3. noch einmal dieselben Kapitel 17 bis 19 vorzutragen.
Hier ein Eindruck von der Lesung:



Freitag, 1. März 2013

Lesung 3, Kap. 13-16, am 25.2.2013

Die dritte Wanderlesung mit Musils MoE fand am Montag, 25. Februar im "Temporären Archiv der 16. Kapitel" in der Kölner Südstadt statt. Hinter dem geheimnisvollen Namen verbirgt sich ein Archivraum im Keller eines Gebäudes von 1905, das von der Künstlergrupe srmeo genutzt wird.
Eingeladen hatte mich der Künstler Thomas Behrendt.

Hier ein fotografischer Eindruck! Das Fotos stammt von U.J. Bartholomäus.




Die Lesung nachhören kann man wie immer auf soundcloud.de, unter Hoerfeld!

Was ist ein Centrehalf?

Im Kapitel 13 spricht Musil an einer Stelle von einem Centrehalf, der heutzutage (1913!) ebenso wie ein Rennpferd genial sein kann. Der Begriff Centrehalf stammt aus dem Fußball und bezeichnet einen Spieler, den man früher auf deutsch Vorstopper genannt hätte. 

Dido und die Ochsenhaut

Musil fühlt sich an einer Stelle in Kapitel 13 von der zeitgenössischen Philosophie an die Geschichte von Dido erinnert, die sich am Ort des späteren Karthago ansiedeln möchte und den König bittet, eine Fläche, die von einer Ochsenhaut umspannt werden kann, zu übernehmen. Dann lässt sie die Ochsenhaut in dünner Streifen schneiden, die ein ziemlich großes Areal umfassen können.
Im Museum Kolumba ist im Moment (bis zum 29.April) ein Kunstwerk des Schweizer Künstlers Pascal Schweighofer zu sehen mit dem Titel Mythological Reenactment (vol.2), das eine Ochsenhaut zeigt, die zu einem großen Teil in Streifen geschnitten ist. Schweighofer bezieht sich direkt auf die GEschichte mit Dido! 

Mittwoch, 30. Januar 2013

Die zweite Lesung

Die zweite Wanderlesung war eine Art Doublefeature und fand am Wochenende 26/27. Januar im Atelier der Kölner Künstlerin Dorothea Bohde statt. (http://mobilesartcafe.wordpress.com).

Da sich mehr Leute für die Lesung angemeldet hatten als wir ohne Not in das Atelier einigermaßen bequem hätten setzen können, haben wir die Lesung nicht nur am Samstag, sondern - mit dem gleichen Abschnitt aus dem MoE - auch am Sonntag gemacht.


In der zweiten Lesung habe ich Kapitel 7 bis 12 zu Gehör gebracht. Ich freue mich im Moment sehr darüber, dass in den Lesungen auch Leute auftauchen, die mich vorher nicht kannten, aber so wie ich,  eine lebenslange Beziehung zu Musil unterhalten. Es gibt sie, die Musilleser!


Musil für unsere Zeit? und in der Zeitung.

Am Wochenende 26. und 27. Januar hat es in der Süddeutschen Zeitung drei direkte bzw. indirekte Anspielungen auf Musil gegeben.

Den indirekten fand ich am Freitag (25.1.) in der Rezension einer Autobiographie des indischen Psychoanalytikers Sudhir Kakar, die ziemlich verrissen wird.
Darin heißt es: "Karl Kraus (Zeitgenosse von Musil und 6 Jahre älter) hat sich vor modernen Menschen "ohne Gefühle und Vorurteile" gefürchtet; aber das ist schon lange her; heutzutage muss man sich vor Menschen voller Gefühle und Vorurteile fürchten."
Es gab bei Musil die Überlegung, seinen Roman "Der Mann ohne Gefühle" zu nennen. Sollte der Typus Ulrich sich für unsere Zeit erledigt haben?

Dagegen spricht der zweite Hinweis auf Musil, der sich auf der anderen Seite desselben Feuilletons findet. Dort geht es um die deutsche Popband Tocotronic, die ihr 20jähriges Bandjubiläum feiert und ein neues Album herausgibt. In einem der Songs dieses Albums heißt es:
"Jeden Tag muss ich auf´s neue Grundsätze verpachten/Bitte füll mich auf/ Ich habe keine Eigenschaften." Ulrich 2013 als Texter einer Popband?!

Schließlich geht Thomas Steinfeld in der Wochenendausgabe der Süddeutschen in seinem Artikel "Das Wollen wollen" direkt und relativ ausführlich auf Musil ein. Ich habe den Artikel so verstanden, dass Steinfeld Musil zu einem Wegbereiter der Kultur (?) der Selbstoptimierung macht, die er in dem Artikel zu Recht aufs Korn nimmt. Da überkam mich der äußerst selten gefühlte Drang, einen Leserbrief zu schreiben:


Sehr geehrter Herr Steinfeld,

in Ihrem Artikel „Das Wollen wollen“ vom vergangenen Wochenende, dessen Grundtenor ich nur unterstützen kann, versuchen Sie verblüffenderweise, Robert Musil zu einer Art Großvater des Selbstoptimierungsindustrie zu stilisieren. Dagegen möchte ich den Autor des „Mann ohne Eigenschaften“ mit Nachdruck in Schutz nehmen.
Schon in der „Einleitung“ des Romans macht Musil meines Erachtens überdeutlich, dass es ihm nicht um diese Art der Optimierung gehen kann. Er erzählt von den drei gescheiterten Versuchen, ein „bedeutender Mensch“ zu werden, also ein Ziel zu verfolgen, das die Selbstoptimierer auch anstreben. Nur weiß Ulrich nie, was ein bedeutender Mann sein soll und als er von einem „genialen Rennpferd“ in der Zeitung liest, wird ihm klar, wie albern sein Bestreben in seiner Zeit eigentlich ist. Er konkurriert mit Pferden!
Es liegt nahe, die Selbstopimierungsmanie, von der Sie sprechen als den Versuch zu verstehen, zum besseren Rennpferd zu werden. Die Optimierung hat ja immer zum Ziel, erfolgreicher zu werden, eine Idee, die Musil/Ulrich bestenfalls als kleingeistig abtun würde. Die Ziele kurz stecken, um sie auch erreichen zu können – das ist der Weg zum (kleinen) Glück in der „überamerikanisierten“ Stadt (siehe das Kapitel „Kakanien“!).
Und weiter: Welches „Selbst“ sollte denn bei Ulrich optimiert werden? Vielleicht der zehnte, der private Charakter, der zwar alle anderen in sich vereinigt, sie dabei aber auflöst, weil sie „eigentlich nichts (ist) als eine kleine, von diesen vielen (Charakter-) Rinnsalen ausgewaschene Mulde, in die sie hineinsickern und aus der sie wieder austreten, um mit anderen Bächlein eine andere Mulde zu füllen.“? (Kap. 9 Kakanien) Dieses leere „Selbst“ verhindert gerade, „das ernst zu nehmen, was seine anderen neun Charaktere tun und was mit ihnen geschieht“.
Ich könnte noch auf die Selbstoptimierungsstrategie des Sports eingehen, die Musil so wunderbar zerlegt, oder darauf, dass das „exakte Leben“ im direkten Widerspruch steht zu dem blindwütigen Streben nach Effektivität und Erfolg, ganz zu schweigen vom „anderen Zustand“, der weit weg führt von den Albernheiten des Besserwerdenwollens.
Es lohnt sich jedenfalls Musil zu lesen, wenn man dem „Wollen wollen“ nicht traut.


Herr Steinfeld hat darauf sehr freundlich geantwortet und will sich nicht so verstanden wissen, als sähe er Musil als prototypischen Selbstoptimierer, aber für Ulrich spiele die Selbstoptimierung eine große Rolle. 
Ist das so? Jedenfalls hätten wir hier guten Diskussionsstoff.

Montag, 28. Januar 2013

Was ist die Musil Wanderlesung?


„Es war ein schöner Augusttag des Jahres 1913“
Wanderlesung mit Robert Musils „Der Mann ohne Eigenschaften“


Wer kennt nicht den Wetterbericht am Anfang von Robert Musils Jahrhundertroman „Der Mann ohne Eigenschaften“? Im diesem Jahr ist dieser von Musil so ungewöhnlich beschriebene Augusttag genau 100 Jahre her.
Grund genug, sich noch einmal mit Musils enzyklopädischen Roman zu beschäftigen und zu fragen, ob Ulrich, der Mann ohne Eigenschaften, uns Spätmodernen vom Anfang des 21. Jahrhunderts noch etwas zu sagen hat.
Ich führe also – mit Unterstützung der Lengfeld´schen Buchhandlung - für 2013 eine Wanderlesung mit Robert Musils Roman durch. Dazu werde ich über das ganze Jahr verteilt an verschiedenen Orten in Köln und der näheren Umgebung aus dem „Mann ohne Eigenschaften“ lesen. Ich beginne am Anfang des Romans und werde bei jeder Lesung chronologisch im Text fortfahren.
Termine und Orte der Lesung findet man unter www.stimmfeld.de und dann auf Termine klicken!


Die Pilot-Lesung lief im Rahmen der Veranstaltung "Einmischen-Mitmischen-Aufmischen" am 13. Januar im Rautenstrauch-Joest Museum, bei der sich eine ganze Reihe von Kölner Literaturinstituten vorgestellt haben. Dieser Einstieg war insofern typisch und passend für die Auseinandersetzung mit Musil, weil es ein Timingproblem gab, durch das ich am Ende nur gut 10 Minuten für meine Lesung Zeit hatte und nur das erste Kapitel lesen konnte. Schlechtes Timing war ein Kennzeichen der Musilschen Schriftstellerkarriere. "Der Mann ohne Eigenschaften" erschien etwa nach Thomas Manns "Zauberberg", als die Leserschaft gerade gesättigt war mit großangelegten Zeitromanen.
Aber die Präsentation des Vorhabens ist wohl trotzdem gelungen und im ganzen war das ein guter Start in die Wanderlesung.


Die erste Lesung fand am Dienstag, 15. Januar um 19.30 Uhr in der Lengfeld´schen Buchhandlung am Kolpingplatz in Köln statt. www.lengfeldsche.de
Die Buchhandlung ist ja geradezu legendär für ihre großen Lesungen. Der ganze Proust wurde dort in sechseinhalb Jahren alle vierzehn Tage gelesen, und vor kurzem kam die Lesung der "Jahrestage" von Uwe Johnson zu ihrem Abschluss. Dadurch zieht die Lengfeld´sche einublikum an, das nicht nur sehr interessiert an Hochliteratur ist, sondern auch aus vielen sehr gut geschulten Zuhörern besteht. 
Die Lengfeld´sche Buchhandlung unterstützt mich sozusagen logistisch und ideell. Dort kann man die Termine erfragen und sich für Lesungen anmelden.